Agrofinanz – Meinung eines Users

Manchmal, wenn wir einen guten Beitrag in die Redaktion bekommen, dann veröffentlichen wir diesen gerne auf unserem Portal. Gestern bekamen wir auch solch einen Beitrag zum Unternehmen Agrofinanz. Diesen wollen wir unseren Lesern gerne zur Kenntnis bringen. Dieser Beitrag gibt nicht die Meinung der Redaktion wieder.

Sehr geehrte damen und Herren

Ich stosse seit einiger Zeit vermehrt im Internet auf eine Anzeige der Firma Agrofinanz und fand das Angebot mit einer sicheren und garantierten Rendite von 9% jährlich sehr reizvoll.

Dies umso mehr, als sogar FOCUS online dieses Investment empfiehlt! Das zumindest geht aus der Anzeige hervor.

https://agrofinanz.de/un-palmoel-c/

Hier heisst es: Focus online über Agrofinanz: „Die hohe Rendite gelingt durch den Bedarf am Weltmarkt und die kompetente Bewirtschaftung der Plantagen“

Tatsächlich habe ich dieses Zitat dann hier gefunden: http://unternehmen.focus.de/hohe-rendite.html

Dabei handelt es sich ganz offensichtlich um eine bezahlte Anzeige von Agrofinanz.

Ich finde es höchst zweifelhaft und unseriös, wenn Anzeigentexte als redaktionelle Aussage deklariert werden und jeglicher konkrete Quellenhinweis fehlt. Auch bei dem Zitat aus dem Invest-Report handelt es sich, wie ich dort erfragt habe, um eine Bewertung, welche Agrofinanz in Auftrag gegeben und dafür bezahlt hat. Das Zitat aus der Finanzwelt klingt verlockend, aber auch hier fehlt die genaue Quellenangabe und wenn man das Zitat googelt, dann ist es bereits über drei Jahre alt. Grund genug für mich, sich mit dem Angebot von Agrofinanz näher auseinanderzusetzen.

Die Preisentwicklung für Palmöl lässt sich sehr leicht nachvollziehen. Z.B. hier: http://www.indexmundi.com/de/rohstoffpreise/?ware=palmol&monate=360

Dabei zeigt sich eine Entwicklung mit Höhen und Tiefen, die für 2006 die selben Preise zeigt wie für 1985.

Danach gab es einen rasanten Anstieg, der bis 2012 anhielt. Seither sind die Preise für Palmöl um über 50% gefallen. Doch darüber berichtet Agrofinanz mit keiner Silbe. Tatsächlich bietet Agrofinanz ein Sale-and-lease-back von Ölpalmen mit einer angeblich garantierten Rendite von 9% p.a. bei quartalsweiser Auszahlung an.

Wie diese 9% erwirtschaftet werden sollen, wird jedoch komplett verschwiegen. Es gibt in den Unterlagen keinerlei konkrete Aussagen über erwartete oder bereits erzielte Erntemengen oder Preise. Der potenzielle Anleger wird mit einer Vielzahl von Informationen überhäuft, die jedoch vom eigentlich wichtigen ablenken. Wie kann diese Rendite erwirtschaftet werden? Ich konnte keine nachprüfbaren Zahlen oder Dokumente erhalten, welche Rückschlüsse über die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells bieten.

Wer auf der Homepage von Agrofinanz stöbert, kommt irgendwann auf die Seite mit dem Track Record: https://agrofinanz.de/investments/trackrecord/

Hier erfährt der Leser, dass Agrofinanz erst 2011 in dieses Business eingestiegen ist. Möglicherweise wegen des Palmöl-Hypes und der hohen Preise. Doch, wie bereits erwähnt, haben sich diese mittlerweile halbiert. Weiter zeigt die Liste der Investmentobjekte, dass die Pflanzungen allesamt noch jung sind und es folglich bis heute noch zu keinerlei Ernten gekommen ist. Ein Blick in die Bildergalerie gibt zu weiteren Fragen Anlass. Seit 2009 ist Agrofinanz offenbar aktiv und zeigt Bilder aus Ecuador. 2010 Bilder von einer Reisernte, später über Zuckerrohr. Kann es sein, dass Agrofinanz zuerst mit Reisanbau begann und damit scheiterte, ehe auf der Fläche dann Zuckerrohr angebaut wurde, was auch nicht funktionierte? Und jetzt kommt man mit Palmöl, weil man dafür zumindest Investoren findet, die einem das abkaufen?

Ohne jegliche Einnahmen aus dem Palmölanbau, ohne eine einzige dokumentierte Ernte bietet Agrofinanz dennoch ab sofort eine garantierte Rendite von 9% p.a. an, welche quartalsweise ausgezahlt wird. Es ist davon auszugehen, dass diese Renditen bisher auch gezahlt wurden, da sonst vermutlich im Internet schon entsprechende Berichte veröffentlicht worden wären. Es stellt sich mir jedoch die Frage, woher das Geld für diese Auszahlungen stammen soll? Ich habe weder in den Unterlagen noch in einem telefonischen Beratungsgespräch hierzu verbindliche Aussagen erhalten. Stattdesen gab es nur Pauschalaussagen über den wachsenden Palmölmarkt und dass das Investment absolut sicher sei. Vor diesem Hintergrund drängt sich mir die Frage auf, ob es sich hierbei nicht um ein „Schn…“ handelt. Werden die heutigen Anleger immer nur mit frisch eingeworbenem Geld bezahlt?

Ich werde bei Agrofinanz jedenfalls nicht investieren und bin aber gleichzeitig der Meinung, dass das Geschäftsmodell einmal von Wirtschafts- und Finanzredakteuren oder anderen Profis der Finanzbranche analysiert werden sollte. Schliesslich geht es nicht nur um die 9% Rendite, sondern auch um die Auszahlung des eingesetzten Kapitals am Ende der Laufzeit. Kann das rechnerisch überhaupt funktionieren? Ich würde mich freuen, wenn ich mich irre, bin zum jetzigen Zeitpunkt aber davon überzeugt, dass es sich hier um ein schwarzes Schaf handelt.

 

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